Lesejahr C – Lk 22,14-23,56
Vertrauen bis zuletzt
An diesem Sonntag, dem Palmsonntag, an dem wir die Passionsgeschichte Jesu nach dem Bericht des Evangelisten Lukas vorgetragen bekommen haben, werden wir vor eine schwierige Herausforderung gestellt. An kaum einer anderen Stelle des Kirchenjahres fallen Freude und Trauer, Hoffnung und Angst so auf einen Punkt wie am Palmsonntag. Gerade wird Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem freudig begrüßt und gerade noch huldigen ihm die Menschen und singen „Hosianna“, da bricht die Leidensgeschichte in diese Hosianna-Freude.
Ich meine jedoch, dass auch an verschiedenen Stellen der Passionsgeschichte des Lukas Hoffnungsschimmer zu erkennen sind, ebenso wie Zeugnisse von Hingabe und Vertrauen.
So betet Jesus im Garten Gethsemane inständig: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ Für mich ist dies eines der intensivsten Zeugnisse des tiefen Vertrauens Jesu in die liebende Sorge des Vaters. Hier stellt Jesus, der eben auch ganz Mensch ist, sich, seine tiefen Ängste und sein ganzes Leben in den Dienst des Vaters. Er nimmt den Kelch, den er trinken muss, um uns zu erlösen. Aber er tut es – so wird in diesen Worten deutlich – im Vertrauen auf den Vater. Dieses tiefe Vertrauen Jesu wird auch an seinen letzten Worten am Kreuz erkennbar: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Er gibt sich in Vertrauen auf die Liebe Gottes, die auch seine gekreuzigte Liebe ist, hin.
Wie groß diese Liebe – die selbst in der eigenen Verlassenheit, die selbst angesichts dieses furchtbaren Leidens, das Jesu bevorstand und von dem er wusste, nicht aufhört – ist, wird erkennbar, wenn berichtet wird, dass Jesus selbst für die Menschen da ist und selbst denen hilft, die ihn zum Gericht führen sollen, eben wenn er das Ohr des Dieners des Hohenpriesters heilt, das ein Begleiter Jesu ihm abgeschlagen hatte um seinen Herrn zu schützen. Jesus stellt sich so sehr in den Dienst seiner Botschaft, dass er noch heilend wirkt, als er selbst eigentlich ganz am Ende zu sein scheint.
Und auch an anderer Stelle der Passionsgeschichte wird eine tiefe Hoffnung spürbar. So sagt der eine – der gläubige – Verbrecher, der mit Jesus gekreuzigt wurde: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“ und Jesus antwortet ihm, obwohl er selbst mit dem Tod ringt und unvorstellbare Schmerzen erleidet und nimmt damit dem Bittenden die Angst: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Ich meine, dass an kaum einer anderen Stelle der Bibel Gottes uneingeschränkte, alles verzeihende und alles umfangende Liebe so spürbar wird, wie in diesem Satz Jesu!
Vielleicht klingt es merkwürdig, die Passionsgeschichte ist selbstverständlich eine Leidensgeschichte, aber sie ist eben auch unsere Heilsgeschichte, denn sie ist die Liebesgeschichte Gottes mit uns.
Ich wünsche Ihnen für die kommende Karwoche, dass Sie diese uneingeschränkte Liebe Gottes, die sich kreuzigen lässt und gerade damit die größte vorstellbare Liebe ist, auch für sich spüren und erleben können.
Ihre Katharina Nowak
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